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Vizerektorat Entwicklung
Während der Ukraine-Krieg neue Herausforderungen darstellte, eröffnete der Präsenzmodus neue Chancen für den Austausch.
Prof. Dr. Virginia Richter

«Mit den neuen ‹UniBE Short Travel Grants› zur Unterstützung von Forschungsaufenthalten erhalten Nachwuchsforschende die Gelegenheit, endlich wieder Projekte im Ausland durchzuführen.»

Universitätsleitung

Perspektiven bieten

Der Krieg in der Ukraine stellte die Universität Bern vor neue Herausforderungen. Sie reagierte und schuf rasch und unkompliziert ein Vorbereitungsjahr für ukrainische Studierende. Gleichzeitig konnten erstmals wieder Projekte im Ausland durchgeführt und so der internationale Austausch gestärkt werden.

 

Von Prof. Dr. Virginia Richter, Vizerektorin Entwicklung

Unerwartete Herausforderung: Aufnahme von Studierenden aus der Ukraine

Unter den Menschen, die nach dem russischen Angriff auf die Ukraine in der Schweiz Zuflucht suchten, befanden sich auch zahlreiche Studierende. Diejenigen, die bereits an ukrainischen Universitäten immatrikuliert waren, konnten schnell und unbürokratisch als Austauschstudierende an der Universität Bern aufgenommen werden. Schwieriger war es, denjenigen einen Studienzugang zu verschaffen, die das ukrainische Reifezeugnis mitbrachten, aber die weiteren Zugangsvoraussetzungen für ein Studium an der Universität Bern nicht erfüllten. Für diese Personengruppe entschloss sich die Universität Bern zu einem Modellversuch: die Einrichtung eines propädeutischen Jahres mit dem Ziel, den Absolventinnen und Absolventen eine Studienperspektive an der Universität Bern zu bieten.

Unter hohem Arbeitseinsatz und grossem Zeitdruck wurde im Frühjahr 2022 das Vorbereitungsjahr für ukrainische Studierende konzipiert. Kurze Entscheidungswege und schnelle pragmatische Lösungen kennzeichneten den Prozess. Entscheidend war eine zügige Bereitstellung der finanziellen Mittel, teils vom Kanton Bern, teils von der Universität. Daran beteiligt waren über 30 Personen (inner- und ausseruniversitär). Der Unterricht konnte im August 2022 mit einem Intensivsprachkurs starten. Insgesamt wurden zwölf Personen in das Programm aufgenommen. Das Ziel ist, durch Einführungsveranstaltungen unterschiedlicher Ausrichtung und intensiven Sprachaufbau die allgemeine Studierfähigkeit zu entwickeln. Nach erfolgreichem Abschluss können sich die Studienanwärterinnen und Studienanwärter in einen Bachelorstudiengang der Universität Bern immatrikulieren.

Als besondere Knacknuss erwies sich der Erwerb der für ein Studium notwendigen Sprachkompetenzen, also Deutschkenntnissen auf dem Sprachniveau C1 (bei einem für das Vorbereitungsjahr geforderten Einstiegsniveau B1). Um dieses sehr anspruchsvolle Ziel innerhalb eines Jahres zu erreichen, werden drei Prinzipien befolgt: intensiver Sprachunterricht mit sehr erfahrenen Unterrichtenden, Vertiefung des Lernstoffes in Tutorien und Befähigung der Teilnehmenden, ihren Lernprozess selbstverantwortlich mitzugestalten.

Herausfordernd ist letzteres Prinzip, denn für die Teilnehmenden sind fortlaufendes Assessment, selbst erarbeitete Lernprojekte (z. B. Präsentationen) und Portfolioarbeit neu. Darum müssen die Studienleistungen intensiv erläutert und vorbereitet werden. Dazu gehört auch die Vermittlung voninterkultureller Kompetenz in gesonderten Kursen. Die Verantwortlichen sind herausgefordert, empathisch, interkulturell sensibel und einfordernd zu agieren. Für alle Beteiligten ist das ein lehrreicher Prozess. Die Universität Bern erhofft sich, die im Vorbereitungsjahr gemachten Erfahrungen in Zukunft für die Integration von geflüchteten Studierenden, unabhängig von ihrer Nationalität, fruchtbar machen zu können.

Zurück in den Präsenzmodus – mehr Chancen für den Austausch

Während der Ukraine-Krieg die Universität Bern vor neue Herausforderungen stellte, wurde das Jahr 2022 zum Jahr «nach der Coronapandemie» und eröffnete damit neue Chancen. Im Bereich der akademischen Nachwuchs- und der Karriereförderung wurden sowohl neue Gefässe lanciert als auch bestehende Formate ausgebaut. Nach den pandemiebedingten Einschränkungen in den Vorjahren ermöglichte die Rückkehr in den Präsenzmodus einen neuerlichen lebendigen Informations- und Erfahrungsaustausch, was sich in der lebhaften Nutzung dieser Angebote und den positiven Rückmeldungen widerspiegelte.

Mit den neuen «UniBE Short Travel Grants» zur Unterstützung von Forschungsaufenthalten erhalten Nachwuchsforschende die Gelegenheit, endlich wieder Projekte im Ausland durchzuführen und ihre internationalen Netzwerke auszubauen. Herausforderungen und Inhalte guter Betreuung waren die Kernthemen der neuen Kursangebote zur Doktoratsbetreuung. Sie boten Gelegenheit zur Reflexion über die eigene Rolle als Betreuungsperson und zum fächerübergreifenden Erfahrungsaustausch der Teilnehmenden. Im Bereich der ausserakademischen Karriereförderung konnte erstmals wieder der Grossanlass «Nacht zum Berufseinstieg» durchgeführt werden. Rund 800 Studierende und Doktorierende aus allen Fachrichtungen nahmen die Gelegenheit wahr, um ihre Bewerbungskompetenzen zu erweitern und mit Arbeitgebenden in Kontakt zu treten. Auf besonders grosses Interesse stiessen die Talkrunden zum Thema Berufseinstieg mit Alumni und Alumnae aus verschiedenen Fachrichtungen, die in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Fachschaften durchgeführt wurden.

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